Auch in Ausgabe 16 der Berliner Literaturzeitschrift "Storyatella" ist wieder ein Beitrag von mir enthalten.

 

"Alwine und ich" ist eine groteske Satire auf das Spannungsfeld zwischen Politik und Bürgern.

Zufällig lernt Fabian bei einer Vernissage die Lokalpolitikerin Alwine Welsch kennen. Ihr Angebot einer Bürgersprechstunde begeistert ihn regelrecht. Als seine Angelegenheiten nicht so zügig erledigt werden, wie er es sich erhofft hat, schlägt seine anfängliche Euphorie in wachsenden Unmut um.

 

Leseprobe aus "Alwine und ich": 

 

Es war so wohltuend, die Verantwortung abgeben zu können! Endlich begriff ich die Segnungen der Demokratie, und ich wünschte nur, ich hätte das alles schon viel früher gewusst. Wie viel Ärger hätte ich mir ersparen können, beim Studentenbafög angefangen, wenn ich geahnt hätte, dass Politiker eigens Sprechstunden einrichten, um den Bürgern unentgeltlich und mit großer Durchsetzungskraft bei der Bewältigung ihrer Nöte zu helfen!

 

In den folgenden Wochen hörte ich zwar weiterhin nichts von Alwine, aber vielleicht musste sie ja auch noch ein paar anderen Wählern helfen und kam einfach nicht dazu, sich bei mir zu melden. Womöglich erwiesen sich der GEZ-Leiter und der Bezirksamtschef als starrsinnige Korinthenkacker, und sie musste ihre ganze Autorität als Bundestagsabgeordnete in die Waagschale werfen, um mich bei der Durchsetzung meiner Rechte zu unterstützen. Ich würde ihr noch ein bisschen Zeit geben, ehe ich nachfragte, und in der Zwischenzeit ging ich Abend für Abend meine privaten Aktenordner durch.

 

Immer weitere unerledigte Angelegenheiten fand ich, bei denen ich ihre Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Ich schickte ihr die Korrespondenz mit meinem Vermieter wegen der Heizungsausfälle, die überhöhten Rechnungen der Telekom, meine unbeantwortete Beschwerde wegen eines verloren gegangenen Pakets, die dreiste Abmahnung eines Rechtsanwalts wegen angeblicher illegaler Datendownloads, die völlig überzogene Nachforderung des Finanzamts, bloß weil ich die Steuererklärung ein bisschen zu spät abgegeben hatte, und die unverschämten Unterhaltsforderungen meiner Exfrau.